Leserbriefe

Leserbriefe/ Meinungen

Bildquelle: Berchtesgadener Land Tourismus 

Weniger Asphalt ist mehr Natur

Leserbrief vom 23. 02. 2023 - Berchtesgadener Anzeiger
Vom Präsidenten des Deutschen Volkssportverbandes
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Der Wanderweg an der Königsseer Ache wurde 2016 vom Deutschen Volkssportverband zu Deutschlands schönstem Wanderweg in der Kategorie Land und Natur ausgezeichnet. Landschaftsidylle und das Miteinander von Menschen und Natur prägen den einzigartigen Wanderweg.

Nun haben wir als Verband mit großer Bestürzung erfahren, dass ein Teil dieses Weges als Radweg asphaltiert werden soll. Durch eine solche Maßnahme verliert der Weg einen Großteil seines ursprünglichen Charakters. Der Weg ist auch ohne diese Maßnahme zu jeder Jahreszeit gut begehbar und für Radfahrer befahrbar, wovon ich mir schon selbst ein Bild machen konnte.

In Zeiten des Klimawandels sollten nicht unbedingt notwendige Versiegelungen vermieden werden. Laut Umweltbundesamt sind etwa 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen

in Deutschland aktuell versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Damit gehen wichtige Bodenfunktionen, vor allem die Wasserdurchlässigkeit und die Bodenfruchtbarkeit, verloren. Daher unser Appell an die Entscheidungsträger: Gebt der Natur eine Chance!

Uwe Kneibert

Präsident des Deutschen Volkssportverbandes
Dankwartweg 18
Ludwigshafen

Das erwartet Sie, wenn die Gemeinde ihre Planung umsetzt!

Beispielhaftes Bild: der "geteerte" Radweg vom Kreiskrankenhaus Richtung Aschauerweiher.
Diese Fahrbahn ist übrigens nur 2,70 m breit.

Warum muss der Radweg asphaltiert sein?

Leserbrief vom 28. 02. 2023 - Berchtesgadener Anzeiger
Von Manfred Doetsch
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Gründe für die Asphaltierung sind leider nicht öffentlich bekannt. Sollte es rechtliche Vorgaben geben, die zur Asphaltierung von Alltagsradwegen zwingen, möge man diese bitte benennen.

Reine Zweckmäßigkeitserwägungen werden die über 200 Unterzeichner des Bürgerantrages kaum überzeugen. Wahrscheinlich wäre die Empörung geringer, wenn stichhaltige Gründe zur Bodenversiegelung vorlägen.

Auch die Radtouristen auf diesem Teilstück des Bodensee-Königssee-Radweges, das zum Wanderweg gehört, der vom Deutschen Volkssportverband ausgezeichnet wurde, würden sicher die Asphaltierung bedauern. Dies kennen sie zur Genüge aus den Städten. Eher werden solche unnötigen Einfälle dem vermutlich weiter zunehmenden Radtourismus zum Königssee nicht förderlich sein.

Es konnte fälschlich der Eindruck entstehen, Fuß-und Radweg seien über die gesamte 1,2 Kilometer lange Strecke getrennt. Tatsächlich ist an der Engstelle auf der Höhe der Gärtnerei Sommer eine Trennung nicht möglich, ebenso wenig auf den Brücken. Auf diesen Wegstücken läuft auch der Fußgänger auf Asphalt. 

Im Winter mögen Sicherheitsanforderungen Salzstreuung auf Asphalt verlangen, natürlich in Schönau am Königssee nur eingeschränkt. Da ist die Freude der Radfahrer und Hunde auch recht eingeschränkt.

Leider ist hin und wieder zu beobachten, dass dieser Teil des KönigsseerFußweges verbotenerweise von Autofahrern bei Staus als willkommene Abkürzung genutzt wird. Ein geteerter Radweg lädt noch mehr zu dieser Versuchung ein. Nun könnte man ja wegen des Landschaftsbilds den Teer sandfarben anstreichen. Der Natur würde das aber kaum nutzen.

Manfred Doetsch
Löslerstraße 39
Schönau am Königssee

Wegabschnitt kurz vor der nassen Wand

Highway to Nasse Wand

Leserbrief vom 17.02.2023  - Berchtesgadener Anzeiger
Von Peter Kagerer

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Ich stelle mir vor, im Frühjahr 2024 dürfen die berühmten romantischen Maler Friedrich Gauermann und Adalbert Waagen mit himmlischen Farben, Pinseln und Staffeleien noch einmal auf die Erde, um eines ihrer Lieblingsmotive, die »Nasse Wand mit dem Watzmann« auf Leinwand zu bannen. 

Gauermann liest hocherfreut auf einer dort aufgestellten Tafel das Loblied (...der Gemeinde ?) auf sein gleichnamiges Werk, welches wohl um 1830 von ihm geschaffen wurde und eine große Zahl von Künstlerkollegen magisch an diesen Motivort zog, der wie kaum ein zweiter die Sensationen der Berchtesgadener Alpen – bei angenehmer Erreichbarkeit – vereint:
die senkrecht-schroffe und vom Wasserfilm intensiv-farbige Felswand, das über tiefgrünem Grund fließende und in Stromschnellen leise rauschende, kristallklare Wasser der Königsseer Ache, von dunklen, hohen Nadelbäumen gesäumt und von einem stolzen Watzmann vor idealerweise weiß-blauem Föhnhimmel gekrönt. 

Friedrich und Adalbert versichern sich gegenseitig, dass die Natur an dieser Stelle noch sehr ähnlich der in ihren Bildern gleicht, nur ist der Weg und die dortige Brücke viel breiter und mit einer ihnen unbekannten glatten und schwarzgrauen Deckschicht versehen.
Noch ehe sie sich darüber Gedanken machen können, kommen einzeln und in kleinen Gruppen moderne Wanderer, die stehen bleiben, um den einmaligen Anblick zu genießen, vielleicht auch Blicke auf die zwei merkwürdig gekleideten Gestalten zu werfen. Mit dezentem Klingelton passieren einzelne Radfahrer, der eine oder andere hält sogar an und betrachtet schiebend das Naturschauspiel. Doch das war wohl nur die analoge Vorhut, denn nun ertönt ein anschwellendes staccato kakofonischen Geklingels, welches geruhsames Verweilen auf Weg und Brücke nicht mehr ratsam erscheinen lässt. Zu Recht, das nun anrückende

»Platz-Da!« gebietende Hochgeschwindigkeits-Geschwader eines Vereinsausfluges macht unmissverständlich die aktuelle Hoheit an diesem Alltagsradweg klar, und auch die bald folgende nächste, und die übernächste, und...

Und noch vor dem ersten himmlischen Pinselstrich der schon sehr verstörten Meister suchen diese ihre Utensilien zusammen und kehren heim ins Paradies.

Und so warten die immer neugierigen Engel vergeblich auf IHREN Wagen von der »Nassen Wand«!

Peter Karger
Ludwig-Ganghofer-Straße 11
Berchtesgaden

Ursprünglichen Fußweg-Charakter bewahren

Leserbrief vom 13.12.2022  - Berchtesgadener Anzeiger
Von Birgit Brandner

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Mir scheint, dass ein Großteil der Berchtesgadener nicht weiß, dass der Königsseer Fußweg nächstes Jahr vom Triftplatz bis zur Schwöbbrücke asphaltiert werden soll, denn jeder, dem ich es erzähle, reagiert mit großem Entsetzen und Kopfschütteln.

 

Aus dem idyllischen Fußweg soll ein „Alltagsradweg“ werden, das bedeutet, als Fußgänger wird es noch ungemütlicher, als es in den letzten Jahren sowieso schon geworden war, weil man ständig auf die Seite geklingelt wird und den in hohem Tempo herannahenden E-Bikes oder Mountainbikes ausweichen muss. Der geplante 3,5 Meter breite Fahrradweg soll parallel zu einem Fußweg laufen – das ist auf dieser Strecke nur teilweise möglich und es nimmt diesem Teilstück des Fußwegs komplett den Charme.

 

Wo ist der wirkliche Mehrwert, wenn von den circa neun Kilometern des Königsseer Fußwegs ein Kilometer für Fahrräder asphaltiert wird? Rennräder werden wegen ein Kilometer Asphalt sicherlich nicht den Königsseer Fußweg benutzen und alle anderen Fahrradtypen haben mit dem guten Kiesweg jetzt auch schon kein Problem.

 

In Zeiten von Klimawandel sollten unnötige Versiegelungen von Flächen unbedingt vermieden werden. Sie sind schlecht für das Kleinklima (beispielsweise Gasaustausch des Bodens). Regenwasser kann nicht mehr versickern, was auch im Sommer für Luftkühlung durch Verdunstung sorgt, und spätere Beseitigungen von Versiegelungen hinterlassen dauerhafte Schäden der Struktur des Bodens.

 

Der Königsseer Fußweg ist in erster Linie ein historischer und pittoresker Fuß- und Wanderweg, der nicht umsonst 2016 vom Deutschen Volkssportverband (DVV) zu „Deutschlands schönstem Wanderweg“ gekürt wurde.

 

Der Fischerbichl bekam nach dem Protest der einheimischen Bevölkerung auch keine E-Tankstelle, vielleicht hat der Königsseer Fußweg auch noch eine Chance auf Erhalt seines ursprünglichen Charakters.

 

Birgit Brandner

Bodnerring 8
Schönau am Königssee